Beethoven Studien im Generalbass, Contrapunkt und der Composition – Neue Ausgabe von Louis Köhler
Zweiter Abschnitt. Theorie der Composition: Achtes Capitel – Von der vierten Gattung des dreistimmigen, einfachen Contrapunktes
Hier sind abermals im Aufstreich nur consonirende Accorde zu machen, in Thesi, woselbst die Bindung liegt, können auch Dissonanzen mit den ihnen zuständigen Gefährten Vorkommen, z. B– Somit darf auch selbst der Quartsext-Accord im Niederstreich angebracht werden. Alle Dissonanzen resolviren abwärts. Die leeren Accorde: sind stets in Arsi, übrigens nur im ersten und letzten Takte zu gebrauchen. Die kleine Terz kann gut verdoppelt werden, die grosse jedoch blos in der Mitte, als dritter Ton, niemals als siebenter (semitonium modi).— (Vieles wird durch die Regeln in der Höhe verboten, was in der Tiefe erlaubt ist, weil die Tiefe das Gehör nicht so kräftig rührt. Die Höhe erhebt die Tiefe verdunkelt.) Wenn der Bass als Orgelpunkt ruht und eine Oberstimme die Bindungen darüber macht, so sind diese Dissonanzen nicht nur nicht fehlerhaft, sondern vielmehr sehr schön.— Die Cadenzen können auf dreierlei Art gemacht werden: A. wenn der Contrapunkt oben, B. in der Mitte und C. unten liegt nämlich:
In diesem Beispiele kommt die Septligatur gar häufig vor. Durch ein paar frei angeschlagene Consonanzen hätte diesem Lebelstande gesteuert werden können. Beim vierten und fünften Takte von rückwärts finden sich heimliche Quinten.
Auch hier wurde mit der gebundenen Secunde verschwenderisch umgesprungen. (Die vielen nachschlagenden Quinten gelten für keinen Fehler. Sonderbar! Meine Wenigkeit kann platterdings keinen Wohlgefallen daran finden).
Variation dieses Chorals mit neuem Contrapunkt und anderer Grundstimme: