Beethoven Studien im Generalbass, Contrapunkt und der Composition – Neue Ausgabe von Louis Köhler
Erster Abschnitt. Accord-und Generalbass-Lehre: Achtes Capitel – Generalbass und Harmonie
Jede durch Ziffern bezeichnte Harmonie gilt so lange, als die dieselbe bleibt; folglich behält man z.B. den Dreiklang auch im nächsten Takte, b.s eine neue Bezeichnung eintritt:
Desgleichen, wenn die Bassnoten eine Octave hoher oder tiefer versetzt, oder wenn durch gehende oder harmonische Nebennoten eingeschaltet werden:
Stehen über einer Note, welche in zwei gleiche Theile getheilt werden kann, zwei Ziffern neben einander, so bekommt jede dadurch bezeichnete Harmonie die Hälfte der Dauer des Intervall
Die Octave des Basses mit 8 zu bezeichnen, wie es bisher geschah, kann auch unterbleiben. Bei drei neben einander stehenden Ziffern über einer solchen Note erhält die dadurch Gezeichnete erste Harmonie den halben Werth; die beiden ändern Accorde aber bekommen zusammen nur die noch übrige zweite Hälfte der gesammten Notengeltung : die Querstriche von Ziffern und Zeichen aus deuten an, dass dieselben weiterhin fortdauernd gültig sind:
Durch vier neben einander gesetzte Zahlen wird angedeutet, dass jede bezeichnete Harm nie das Viertheil von dem Werthe der Noten erhalten soll:
Fünf Ziffern werden so eingetheilt, dass zuletzt zwei doppelt schnelle stehen:
Von zwei nebeneinander stehenden Ziffern über einer dreitheiligen, punktirten Note bekommt die erste Harmonie zwei Theile; für die zweite Zahl bleibt somit bloss der dritte Theil des Notenwerthes:
In triplirten Taktarten g, erhält jede Ziffer die Hälfte von der Geltung der Grundnote:
Stehen drei Ziffern über einer Note von dergleichen ungeraden Taktarten, so erhält jeder einzelne Accord ein Dritttheil von dem Werthe derselben:
Bei vier Ziffern zu einer dreitheiligen Bassnote kommt auf jede derselben von den beiden ersten ein ganzes Dritttheil so, dass für die folgenden beiden Ziffern zusammen nur das letzte Dritttheil übrig bleibt:
Fünf Ziffern setzen eine Eintheilung nach Art der folgenden voraus:
Etwa vorkommende Punkte bei Ziffern können so gebraucht werden:
Doch thut ein Querstrich beinahe gleiche Dienste:
Stehen die Ziffern über dem Punkte selbst, so gibt man die dadurch bezeichnete Harmonie schon während des Punktes an und zählt die Dauer der Intervalle von der vorhergehenden Note ab:
Dasselbe gilt auch von den längeren Pausen:
Alle Ziffern, welche hingegen auf einer kurzen Pause stehen, werden zu derselben angeschlagen, aber erst die nächstfolgende Bassnote bestimmt für die Ziffern die Basis, von welcher sie zu rechnen sind:
Jene Ziffern indessen, welche über einer langen Pause erscheinen, werden zwar auch z u derselben angeschlagen, jedoch beziehen sie sich noch auf die vorige Bassnote:
Ein Querstrich zeigt an, dass in den begleitenden Stimmen der vorhergehende Accord, oder auch nur ein einzelnes Intervall desselben,unverändert beibehalten werden soll:
Demungeachtet kann aber der Accord oder das Intervall nach Umständen, besonders bei langsam fortschreitender Bewegung, nach Belieben nochmals angeschlagen werden.— Sogenannte Wechselnoten, welche zwar auf den guten Takttheil fallen, aber dennoch nicht zum Accorde gehören, bekommen einen schiefen Strich /; diejenigen aber, welche in der Harmonie liegen, erhalten entweder einen horizontalen Strich oder auch gar keinen:
Sind zwei, drei oder vier übereinander stehende Ziffern vorhergegangen, so folgen gewöhnlich eben so viele Querstriche, wenn nämlich der Accord nicht verändert werden soll:
Der schräge Strich / bei den Wechselnoten will, dass schon bei dem Eintritte desjenigen Intervalls, worüber sich selbiger Strich befindet, der durch Ziffern angedeutete Accord des zunächst folgenden Basstons im Voraus zu nehmen sei;
Mittelst eines Halbzirkels bezeichnen manche Componisten auch die verminderte Quinte, welche mit der kleinen Terz zusammen steht:
Bei den mit unisono, unis., all’ unisono, all’ ottava bezeichneten Stellen spielt man in der rechten Hand die zunächst gelegene Octave mit; wo jedoch der Begleiter wieder ganze Accorde angeben soll, wird solches abermals durch Ziffern bemerkt:
Tasto solo oder die einzelnen Buchstaben T. S. zeigen an, dass die vorgeschriebene Taste so lange ohne alle weitere Begleitung fortgehalten werde, bis wieder Ziffern gesetzt sind: