Gustav Nottebohm – Beethoveniana – XXI – Beethoven’s letzte Composition. (Seite 79)

Aufsätze und Mittheilungen von Gustav Nottebohm
Leipzig, Verlag von C. F. Peters 1872

Drei verschiedene Compositionen Beethoven’s werden als die letzten bezeichnet. Zuerst ist zu nennen ein kleines Stück für Pianoforte in B-dur (vergl. Thematisches Verzeichniss der im Druck erschienenen Werke Beethoven’s, 2. Auflage, S. 152), welches im Jahre 1840 mit der Üeberschrift »Dernière pensée musicale” bei Schlesinger in Berlin erschien. Beethoven schrieb es für ein Stammbuch im August 1818, gleichzeitig mit dem letzten Satz der Sonate in B-dur Op. 106. Selbstverständlich kann es nicht als »letzter Gedanke« gelten. Anders verhält es sich mit dem letzten Satz des Quartettes für Streichinstrumente in B-dur Op. 130. Dieser Satz wurde nach glaubwürdigen Angaben fertig im November 1826, also ungefähr vier Monate vor Beethoven’s Tode. Jedenfalls ist dieser Satz von den in ihrer Original-Gestalt bekannt gewordenen Compositionen die zuletzt entstandene. Die dritte zu erwähnende Composition ist ein Stück in C-dur für Pianoforte zu zwei und vier Händen (vergl. Thematisches Verzeichniss S. 152 und 153), welches um 1838 bei A. Diabelli u. Comp. in Wien erschien mit der Ueberschrift und Bemerkung: »Ludwig van Beethoven’s letzter musikalischer Gedanke, aus dem Original-Manuscript im November 1826. Skizze des Quintetts, welches die Verlagshandlung A. Diabelli u. Comp, bei Beethoven bestellt, und aus dessen Nachlasse käuflich mit Eigenthumsrecht an sich gebracht hat« *). Das von der Verlagshandlung erstandene Manuscript ist im Licitations-Verzeichniss so angeführt: »Nr. 173. Bruchstück eines neuen Violinquintetts vom November 1826, letzte Arbeit des Compositeurs«. Seite 28 der Leipziger Allgemeinen Musikalischen Zeitung vom Jahre 1828 wird u. a. über den Ankauf berichtet: »Der Compagnon des Hrn. Diabelli kaufte Beethoven’s letzte Arbeit, ein im November 1826 angefangenes Quintett, von welchem jedoch leider kaum 20 bis 30 Takte im Entwurfe zu Papier gebracht sind«. Diese Angaben widersprechen sich in einem Punkte: denn nach einer Angabe soll das Stück ein Bruchstück, also bis zu einem gewissen Punkte ausgeführt, nach den anderen aber nur im Entwurfe vorhanden gewesen sein. Darüber lässt sich jetzt nichts entscheiden, da das Original-Manuscript nicht vorhanden ist. Jedenfalls ist uns das Stück nicht in seiner ursprünglichen Form als Quintett-Satz, sondern nur in zwei Uebertragungen bekannt. Alle Angaben stimmen aber darin überein, dass das Stück im November 1826 componirt wurde. Nun wurde das Finale des Quartetts in B-dur Op. 130 aber auch im November 1826 componirt. Man kann also fragen: welches von den beiden Stücken wurde zuletzt componirt? Antwort giebt uns ein Blatt, welches anfänglich zur Partiturschrift des Finales des Quartetts in B-dur bestimmt war, dann aber von Beethoven zu anderen Arbeiten benutzt wurde. Die zum Finale gehörenden Stellen sind mit Tinte geschrieben. und auf mehreren leer gebliebenen Zeilen finden sich mit Blei geschriebene Entwürfe zu jenem Quintettsatz in C-dur, von denen der erste so anfängt:
Es ist also der Quintettsatz in C-dur später geschrieben, als der letzte Satz des Quartetts in B-dur. Auf dem nämlichen Blatte finden sich weiterhin Entwürfe zu einem ändern Satze, welcher wahrscheinlich auch zu jenem Quintett bestimmt war. Ein Entwurf lautet, so weit er leserlich und mittheilbar ist:
Dass Beethoven diesen Entwurf ausgeführt habe, ist nicht bekannt. Vielleicht ist er nur durch den Tod an der Ausführung verhindert worden.
*) Dass Beethoven versprochen hatte, ein Quintett zu schreiben, geht aus seinen Briefen an Diabelli hervor. ln einem frühestens i. J. 1824 geschriebenen Briefe, heisst es: »Ich konnte nicht eher antworten, da ich noch keine Zeit bestimmen konnte, jetzt unterdessen verspreche ich ihnen, das quintett etwas über 6 Wochen einhändigen zu können — ihre Wünsche werde ich beachten, ohne aber meiner künsterlischen Freiheit Eintracht zu thun — Mit dem Honorar von 100 Dukat. in Gold bin zufrieden« u. s. w.  In einem anderen Briefe, ebenfalls frühestens 1824 geschrieben, heisst es u. a.: »auch das quintett für Flöte bringe ich ihnen Montags alles aufgeschrieben«. Ob dieses »Quintett für Flöte« mit dem obigen »Quintett« identisch ist, lässt sich jetzt nicht entscheiden.

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